Förder- und Forderunterricht
Jahrgang 5
Einige Schülerinnen und Schüler des 5. Jahrgangs verlassen im Rahmen des Drehtürmodells ihre bisherige Fördergruppe und nehmen am Forder-Förderprojekt, das vom Landeskompetenzzentrum für Individuelle Förderung in Münster entwickelt wurde, teil. Dieses wird in Zusammenarbeit mit der Universität jeweils im 2. Halbjahr durchgeführt. Die Strategien des selbstgesteuerten Lernens werden im Projekt gefördert. Hierzu zählen Strategien der Informationsverarbeitung und der Selbststeuerung, z.B. das FFP- Lerntagebuch.
Die Schülerinnen und Schüler suchen sich ein Thema, das nach eigenen Interessen ausgewählt wird. Zu diesem Thema schreiben sie eine eigene Expertenarbeit, für die die Kriterien wissenschaftlicher Arbeit gelten sollen. Begleitet werden sie dabei von Studierenden, die in der Universität und in der Schule ausgebildet und begleitet werden. Ihre fertige Arbeit präsentieren die Schülerinnen und Schüler dann auf einem Expertenabend, der nach Projektabschluss stattfindet.
Während des Projektes entwickeln die Schülerinnen und Schüler Strategien, um sich einen Überblick über das Thema zu verschaffen und ihre eigenen Interessenschwerpunkte zu formulieren. Sie lernen unterschiedliche Methoden der Quellensuche und -bewertung kennen. Damit verbunden ist eine Analyse und Auswertung der gefundenen Informationen.
Diskussionsprozesse innerhalb einer Arbeitsgruppe ermöglichen es Schülerinnen und Schülern, ihre Position zunächst in einem kleinen und geschützten Rahmen darzustellen und zu vertreten. Gestützt durch das Feedback der Gruppe können sie ihre Informationen anschließend für ein größeres Publikum aufbereiten.
Abhängig davon, ob der Schüler bzw. die Schülerin ein ausformuliertes Referat erarbeiten, es durch eine Bildschirmpräsentation ergänzen oder die Ergebnisse in Form von Audio-, Video- oder multimedialen Dateiformaten darstellen möchte, werden unterschiedliche Kompetenzen benötigt. Immer lernt die Schülerin oder der Schüler dabei, das Publikum in den Blick zu nehmen und das Produkt adressatengerecht zu gestalten.
Die Ergebnispräsentation in der Aula gibt jedem Schüler/ jeder Schülerin die Möglichkeit, die eigenen Inhalte und Produkte selbstbewusst zu vertreten und Stolz auf die erbrachte
Leistung zu entwickeln. Am Ende bekommen alle Beteiligten eine Urkunde.
Jahrgang 6
Wir möchten eine Schule für alle Kinder sein. Das soll sich nicht nur in der gelebten Inklusion zeigen, sondern auch daran, dass wir in all unserem Bestreben, individueller Förderung nachzukommen, nicht die besonders begabten Kinder außer Acht lassen. Aus diesem Grund schaffen die Kollegen in Absprache mit der Schulleitung Angebote zur Begabtenförderung. Hier werden Schülern, die in unserem klassischen Förderunterricht keine nennenswerte Lernfortschritte mehr erzielen würden, vielfältig und alternativ gefordert – immer mit dem Blick darauf, dass sie Lernwege und die Arbeit an langfristigen Zielen kennenlernen, die allein oder in der Gruppe zunächst erst einmal als große Hürde erscheinen.
Während wir hierzu in der Jahrgangsstufe 5 noch an dem Forder-Förder-Projekt in Zusammenarbeit mit der Universität Paderborn teilnehmen und unseren Schülern durch gezielte, studentische Betreuung eine individuelle und auf Präsentationen ausgerichtete Begabtenförderung bieten, verändern wir das Projekt in der Jahrgangsstufe 6 und richten es anders aus.
Hier geht es nicht mehr nur um das im Vorfeld klar definierte Ziele wie in dem Jahrgang zuvor, sondern darum, dass die Schüler eigenständig eine Projektidee entwickeln und diese auch umsetzen – und zwar nur mit einem Lehrer im Hintergrund, der ihnen Möglichkeiten und Wege aufzeigt, die sie aber eigenständig gehen müssen. Dabei spielen auch Methoden, Arbeitstechniken oder Sozialformen, die ein hohes Maß an Selbstständigkeit erfordern, eine große Rolle. Die so erzielten Erfolge und Lernzuwächse sind vielfältig und stellenweise beeindruckend.
In der Vergangenheit entstand so beispielsweise unser Eingangsbereich-Graffiti. Dabei sollte gar nicht das Kunstwerk als solches im Vordergrund stehen, sondern der Weg von der Idee bis zur finalen Umsetzung beschritten werden. Grundsätzlich nahmen die zehn- und elfjährigen Schüler nämlich von der ersten Überlegung eines Themas/Ziels bis hin zur Planung einzelner, konkreter Teilschritte (wie die Kontaktaufnahme mit einem professionellen Graffitikünstler) ebenso wie die abschließende Gestaltung alles eigenständig vor. Dazu gehörten natürlich auch die Umsetzung der Vorgaben durch die Stadt Paderborn oder die Finanzierung der anfallenden Kosten – eine gewaltige Aufgabe für Kinder in diesem Alter. Das allein wäre für ein Schulhalbjahr im Grunde schon genug Arbeit gewesen. Damit aber auch den anderen Schülern der Heinz-Nixdorf-Gesamtschule transparent gemacht werden konnte, was es mit dem neuen, großen Graffiti auf sich hat und auch, wie man selbst einmal an der Schule an einem solchen oder einem vergleichbaren Projekt teilnehmen kann, erfolgte die umfangreiche Dokumentation eines jeden Teilschrittes. Diese kann jeder Interessierte nun im Foyer nachvollziehen.
Im vergangenen Schuljahr wurde der Schwerpunkt dann wieder ganz anders gelegt: Es wurden Kreativität und Sprachgewandtheit gefördert, indem unterschiedliche und individuelle Schreibanlässe geschaffen wurden, die Schülerinnen und Schüler gestaltend und informierend vorgetragen und die Ergebnisse sachgerecht verglichen und bewertet haben. Die Ergebnisse dieser Schreibvorgänge mündeten dann in einer Präsentation während des 5er FFP-Projekts, die wiederum in einem gemeinsam gestalteten Ringbuch festgehalten und für nachfolgende Schülergenerationen zugänglich gemacht wurde. Ganz gleich, welches konkrete Ziel von den Schülern während ihres 6er-FFPs verfolgt wird (darunter auch eine Kräuterspirale, ein Theaterprojekt, ein Quiz für die Stadtteilbibliothek oder eine umfangreiche Schulzeitung): Grundsätzlich gilt, dass die Lehrer der Gruppe von für dieses Projekt vorgeschlagenen Schülern nur assistierend zur Seite stehen und sie dort unterstützen, wo sie aufgrund von fehlender lebensweltlicher Erfahrung noch nicht den entsprechend geschärften Weitblick haben können. Gegebenenfalls muss auch einmal getröstet werden, wenn ein ursprünglich anvisiertes Ziel nicht realistisch erreicht werden kann und gemeinsam eine Neuorientierung beschlossen werden – im Wesentlichen aber wissen die Schüler, dass das Endprojekt ein Produkt ihrer eigenen Fähigkeiten ist, für das sie viel getan haben und von dem sie als Summe von Erfahrungen noch langfristig zehren können.